Ob als Arzt, Psychopath oder direkt am Tatort, Christian Beermann hat sein Hobby zum Beruf gemacht und steht deutschlandweit vor der Kamera. Im Interview berichtet der Oldenburger Schauspieler über seine Arbeit.
Christian Beermann ist nicht nur als Dr. Marc Lindner in „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ regelmäßig im TV zu sehen. Im Interview erzählt der Oldenburger von der Variabilität des Jobs als Schauspieler, der Arbeit mit ARD, Netflix und Co, sowie über seinen weiteren Verlauf in der Schauspielbranche.
Sie spielen seit 2016 die Rolle des Dr. Marc Lindner. Wie verbunden sind Sie mittlerweile mit dem Charakter?
Christian BeermannIch glaube, wenn man so lange so eine Rolle spielt, dann vermischt sich ein bisschen was zwischen Darsteller und Figur. Wenn man einen Tatort oder irgendwas anderes dreht, spielst du Ausschnitte aus dem Leben der Figur. Wenn man eine Serienfigur spielt, hast du ganz andere Möglichkeiten, diese kennenzulernen. Sowohl als Darsteller, als auch als Zuschauer. Es fließt mit Sicherheit was von mir rein, aber viele Seiten sind komplett anders, als ich es privat bin. Es ist und bleibt eben eine Figur, die ich spiele.
Welches medizinische Wissen haben Sie sich durch ihre Rolle angeeignet?
Beermann Man arbeitet sich heran (lacht). Es sind ein paar Begriffe, die man irgendwann kennt, mehr aber auch nicht. Es hat ja einen Grund, warum die Leute das mehr als acht Jahre studieren. Gott sei Dank machen die das. Manchmal, wenn ich in einem Zug sitze und da kommt die Durchsage, „Ist ein Arzt an Bord?“, dann zucke ich ganz kurz. Aber wirklich nur sehr, sehr kurz. Und ich denke dann, nee… doch nicht (lacht). Also einen Verband wickeln kann ich schon und solche Sachen. Aber vor allem kann ich schlau rumschnacken!
Die Miniserie „Liebeskind“ erschien 2023 auf Netflix und Sie spielen den Psychopathen Lars Rogner. Somit auch Ihre erste Netflix-Produktion. Unterscheiden sich Netflix- und Fernsehproduktionen?
BeermannJein. Die Arbeit an sich ist die Gleiche, ob bei den jungen Ärzten, die Miniserie für Netflix, einem Tatort oder irgendeinem Spielfilm. Die Umstände sind etwas anders. Netflix ist ein Weltkonzern. Natürlich gibt es da andere Kommunikationskanäle. Da wird dann halt auch viel über den großen Teich besprochen, was Sache ist. Hier in Deutschland zum Beispiel sind die Wege einfach kürzer… meistens auch das Geld weniger. Das muss aber nicht immer schlimm für den Film sein. An sich ist die Arbeit gleich. Ich versuche gut vorbereitet zu sein. Man macht sich seine Gedanken. Manchmal passt das mit der Regie, manchmal nicht. Und dann, wenn die Kamera läuft, bist du allein mit deinen Kollegen und Kolleginnen. Und dann wird gespielt. Egal, für wen.
Welche bestimmte Rolle hätten sie gern gespielt?
BeermannWenn ich an die Serie „True Detective“ denke. Einer von den Cops, das wäre schon eine schöne Herausforderung gewesen. Oder der Film „Departed“ mit Leonardo Di Caprio. Da würde ich mich auch gar nicht auf eine Rolle festlegen, da gibt es so viele spannende Rollen. Für mich ist es immer dann interessant, wenn das Ganze ein bisschen zwielichtig und brüchig ist. Wenn du nicht sofort sagen kannst, wer der Gute und wer der Böse ist. Wenn das ein bisschen in der Schwebe bleibt und wenn man als Zuschauer überrascht wird, dass du denkst: „Ja, netter Kerl. Dann gehst du in den Keller und… doch nicht mehr so nett.“ (lacht) Und zum Ausgleich habe ich dann natürlich den Dr. Marc Lindner. Der ist dann für mein Wohlbefinden und das der Zuschauer zuständig.
Man könnte ja meinen, das Ziel eines jedes Schauspielers sei Hollywood…
BeermannDas ist nicht mein Ziel. Das kann auch nicht ein Ziel sein, wenn man schaut, wie viele das gerade aus dem europäischen oder deutschen Raum überhaupt schaffen. Christoph Waltz fällt mir vielleicht ein, aber dann wird es auch schon dünn. Ich persönlich bin mit dem zufrieden, was ich habe. In der heutigen Zeit muss man dankbar sein, wenn man mit diesem Beruf das nötige Geld verdient. Insofern, wenn ich ein Ziel habe, dann vielleicht, dass ich weiterhin von diesem Beruf leben kann. Man wird ein bisschen demütig mit der Zeit und dem Alter. Man weiß, es kann schnell vorbei sein und insofern genieße ich das, was ich, insbesondere bei und mit den „Jungen Ärzten“ habe. Darüber hinaus versuche ich natürlich im Gespräch zu bleiben und halte Vita und Fotos aktuell. Bei der bevorstehenden Berlinale zeigt man ebenfalls Präsenz. Das sind Themen, die mich gerade aktuell beschäftigen und natürlich das Jubiläum der „Jungen Ärzte.“