Man muss kein Mörder sein, um einen Mörder zu spielen

Warum dürfen Homosexuelle keine Heteros spielen?
Constantin Lücke ist RTL-Zuschauern noch gut aus „Unter uns“ in Erinnerung. Rund zwei Jahre lang und in fast 450 Folgen spielte er den „Till Weigel“, der schließlich mit seiner großen Liebe aus Köln wegzieht. Dem Schauspieler, der auch einer von 185 Erstunterzeichnern des Manifests #Act Out war und 2016 sein öffentliches Coming Out hatte, liegt das Thema Diversity sehr am Herzen.

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Kaum heterosexuelle Rollen für LGBTIQ+ Schauspieler

„Es hat mich schier umgehauen, dass wir am Ende 185 Menschen waren“, erzählt er im Interview mit RTL. Die „Queer Media Society“, die #Act Out organisiert hat, kam relativ schnell auf ihn zu, um die Idee vorzustellen. Constantin Lücke stellte sich gerne dafür zur Verfügung. Angefangen habe die Idee mit zehn, 20 Männern und Frauen, und danach war es eine Weile ruhig. Zwischenzeitlich hörte er mal von rund 40 bis 50 Unterzeichnern. Am Tag der Veröffentlichung, dem 5. Februar 2021, waren es schließlich 185 Schauspieler, von denen viele bis dahin nicht geoutet waren und dies mit einem großen Sammel-Outing zum Statement machen wollten.

Leider werden zum Beispiel homosexuelle Schauspieler bislang selten für heterosexuelle Rollen gebucht. Ein Kernpunkt des Manifests ist daher, dass man als Schauspieler kein Mörder sein muss, um einen Mörder zu spielen. Denn am Ende ist es ein Beruf, den man gelernt hat und somit auch alles das spielen kann, was man nicht ist.

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Abschied von “Unter uns”

Constantin Lücke: “Es ist ein starkes Ende!”

Durch #Act Out ist vieles normaler geworden

Mittlerweile sehen wir Constantin Lücke jeden Freitag im ZDF bei „Bettys Diagnose“. Seit der neunten Staffel spielt er „Dr. Julius Walden“, einen hochintelligenten Arzt mit einer Schwäche für die Forschung. Ab der zehnten Staffel trifft er auf seine Ex-Frau Elisabeth „Betty“ Hertz, die die neue Stationsleitung der Aufnahmestation ist.

In der Serie ist es eine angenehme Normalität, dass dort eine Frau mit ihrer Frau in die Klinik kommt. Oder aber ein Mann mit seinem Mann, dem es nicht gut geht. Dass ein offen schwuler Schauspieler eine heterosexuelle Rolle spielt. Dass mit Catherine Chikosi eine Person of Color eine der Hauptrollen übernimmt, ohne die Hautfarbe zu thematisieren. Mit und durch #Act Out ist dies möglich geworden. Das zeigt auch die ARD-Serie „Schwarze Früchte”, die sich mit dem Leben schwarzer, queerer Menschen in Hamburg beschäftigt und mit einer Nominierung für den Grimme-Preis 2025 belohnt wurde.

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Lieblingsrolle? Immer die nächste

Für Constantin Lücke war der Übergang von „Unter uns“ zu „Bettys Diagnose“ quasi nahtlos. Seine Rolle „Till Weigel“ sollte in eine Pause geschickt werden. Die erste Runde des Castings für „Dr. Walden“ mit zehn anderen Bewerbern blieb erfolglos und er war Teil der zweiten Runde. Dann ging alles ganz schnell. An einem Montag hatte er den letzten Drehtag für „Unter uns“, ab Dienstag stand er für „Bettys Diagnose“ vor der Kamera. Während der drehfreien Zeit könnte er sich auch vorstellen, wieder am Theater zu arbeiten.

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Constantin Lücke im Interview mit RTL

RTL / Torsten Rabe

Auf eine Lieblingsrolle angesprochen sagt der Schauspieler, dass es eigentlich immer die nächste Rolle ist und er sie sich zur Lieblingsrolle macht. Aber „es gibt keine Rolle, von der ich sage, dass ich sie unbedingt spielen muss. Man wächst immer mit der nächsten Aufgabe“!

Bettys Diagnose könnt ihr auch bei RTL+ sehen. Hier gibt es alle Folgen.