In der malerischen Kulisse von Rosenheim wird die friedliche Stimmung jäh durch ein düsteres Verbrechen
erschüttert: Der Künstler Heinrich Gschwendtner wird tot aufgefunden – erschlagen in seinem Atelier, umgeben von
seinen letzten Werken. Doch es ist nicht nur der Tod des Malers, der Fragen aufwirft. Besonders sein letztes, noch
unvollendetes Aktgemälde birgt ein düsteres Geheimnis: Das Gesicht des Modells ist unkenntlich gemacht, ebenso eine auffällige Stelle am Fuß. War dies Teil des künstlerischen Ausdrucks – oder sollte hier bewusst jemand verborgen werden?
Die Ermittlungen von Kommissar Hansen und Kollegin Kaya spitzen sich schnell zu, denn erste Hinweise führen zu einem vertrauten Kreis: Corinna Hüfner, eine ehemalige Muse und Modell Gschwendtners, wird zum Mittelpunkt der Befragung. Sie hatte nicht nur eine künstlerische, sondern offenbar auch eine sehr persönliche Beziehung zu dem Maler. Doch Corinna ist verlobt – mit dem temperamentvollen Timo Ritter, einem Mann mit Besitzansprüchen und einer rasch auflodernden Eifersucht. Könnte aus Leidenschaft tödlicher Zorn geworden sein? Hat Timo im Affekt zugeschlagen, als er von einem möglicherweise intimen Akt-Shooting zwischen seiner Verlobten und dem Maler erfuhr?
Doch das Puzzle ergibt sich nicht so leicht. Denn während Corinna sich in Widersprüche verstrickt und Timo mit kaum verhohlener Wut auftritt, öffnet sich ein ganz anderes Motivfeld: Erpressung. Und der Name, der plötzlich fällt, lässt die Ermittler aufhorchen – Rektor Bülow.
Wie sich herausstellt, verband Bülow und Gschwendtner eine Vergangenheit, die weit über gelegentliche Treffen hinausging. Jahrzehnte zurück liegt eine “Gefälligkeit”, die heute zum Verhängnis wird. Gschwendtner hatte kompromittierendes Material über den angesehenen Rektor gesammelt – eine Verbindung zur Kunstakademie, die, sollte sie öffentlich werden, Bülows Ruf ruinieren würde. Die Erpressung lief offenbar schon länger, und Gschwendtner nutzte die prekäre Lage des Rektors schamlos aus. War dies das wahre Mordmotiv? Ein Mann, der genug hatte, sich kaufen zu lassen? Jemand, der beschloss, die Vergangenheit mit einem tödlichen Schnitt auszulöschen?
Die Ermittlungen geraten ins Stocken – bis eine überraschende Wendung den Fall neu entfacht. Das unvollendete Gemälde rückt erneut in den Fokus. Ein Restaurator entdeckt unter den Farbschichten eine erste Skizze – mit deutlich erkennbarem Gesichtszug. Es ist Corinna. Doch was noch mehr erstaunt: Der Fuß des Modells zeigt eine auffällige Narbe – eine Narbe, die Corinna nicht besitzt. Wer also war das ursprüngliche Modell?
Plötzlich erscheint eine weitere Frau auf der Bildfläche – eine ehemalige Studentin Gschwendtners, die einst von ihm gefördert wurde, sich jedoch zurückzog, nachdem ein künstlerisches Projekt zwischen beiden abrupt endete. Sie trägt exakt jene Narbe, die auf dem Bild zu sehen ist. Ein verdrängter Skandal? Ein gefährliches Dreiecksverhältnis? Oder gar ein Hinweis darauf, dass Gschwendtner nicht nur ein Künstler war, sondern ein Manipulator, der mit seinen Modellen spielte wie mit Farbe und Leinwand?
Während Hansen und Kaya den Fall neu ordnen, bahnt sich eine weitere kleine Tragikomödie in Rosenheim an. Jo, der findige Wirt und Lokalpatriot, hat große Träume – und diese führen bis ins ferne China. Ein Restaurant in Chongqing möchte sein kulinarisches Konzept übernehmen, und Jo sieht sich schon als internationaler Gastronom. Um die Entscheidung in seinem Sinne zu beeinflussen, stürzt er sich in das Abenteuer “interkulturelles Marketing”. Mit chinesischer Dekoration, fragwürdigen Kalligrafieversuchen und einem Glückskeks, der prophetischer ist als gedacht, versucht er Eindruck zu schinden – doch seine gutgemeinten Bemühungen sorgen für mehr Chaos als Erfolg. Besonders als er in einem Interview versehentlich das chinesische Wort für „leckeres Gericht“ mit dem für „verderbtes Schwein“ verwechselt, ist das Missverständnis perfekt. Es braucht am Ende mehr als bloßen Enthusiasmus, um ein internationales Franchise zu starten – doch Jo wäre nicht Jo, wenn er nicht mit einem Augenzwinkern aus der Sache herauskäme.
Zurück zum Fall: Die entscheidende Wendung bringt schließlich die Analyse von Gschwendtners Tagebuch, das in einem doppelten Boden seines Schreibtischs gefunden wird. Dort beschreibt er detailliert seine Gedanken zur Kunst – aber auch seine Angst, dass seine „Modelle“ sich irgendwann gegen ihn wenden könnten. Besonders betont er seine letzte Skizze – ein Werk, das nie vollendet werden sollte, weil es zu viel Wahrheit zeigt.
Die Kommissare erkennen nun, dass nicht Eifersucht, nicht Erpressung, sondern ein tiefer Akt der Rache hinter dem Mord steckt. Die Frau mit der Narbe – einst missbraucht in der Abhängigkeit zu Gschwendtner – wollte, dass seine letzte Leinwand stumm bleibt. Sie ist diejenige, die Gesicht und Narbe übermalte, und letztlich ihn selbst zum Schweigen brachte. Ein Mord aus verletzter Würde, verborgen unter dem Deckmantel künstlerischer Freiheit.
Als der Fall aufgeklärt ist und sich die Motive entwirren, bleibt eine bittere Wahrheit: Manchmal zeigen Gemälde mehr als bloße Ästhetik. Sie sind Spiegel menschlicher Abgründe. Der Unvollendete bleibt damit nicht nur ein Titel des letzten Werkes, sondern Symbol für ein Leben voller ungelöster Konflikte, zerbrochener Beziehungen und unausgesprochener Schuld.