Während sich die Kollegen bereits in den wohlverdienten Feierabend verabschieden, arbeitet Pathologin Dr. Mai
noch konzentriert in der Gerichtsmedizin. Auf ihrem Untersuchungstisch liegt die Leiche eines Mannes, der ersten
Erkenntnissen nach an einem Herzinfarkt gestorben ist. Der Fall scheint zunächst eindeutig – der Verstorbene,
Armin Wehrkorn, war bereits für seine Beerdigung vorgesehen. Doch Dr. Mai will es genau wissen und widmet sich
dem Fall mit akribischer Genauigkeit. Und ihre Intuition wird belohnt: Am nächsten Morgen offenbart die toxikologische Analyse etwas Unerwartetes – der Mann wurde vergiftet. Damit ist klar: Armin Wehrkorn ist keines natürlichen Todes gestorben.
Die Nachricht bringt Hauptkommissar Sven Hansen und seinen Kollegen Anton Stadler sofort auf den Plan. Die Ermittlungen beginnen umgehend, denn der Kreis der Verdächtigen ist zunächst überschaubar, aber hochinteressant. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, die dem Toten besonders nahe standen: seine Ehefrau Maren Wehrkorn und seine deutlich jüngere Geliebte Bärbel Greiner. Beide Frauen hätten sowohl ein Motiv als auch die Gelegenheit gehabt, Armin zu töten.
Eifersucht, Geld und dunkle Geheimnisse
Zunächst richten sich die Ermittlungen auf Maren Wehrkorn, die durch den Tod ihres Mannes nicht nur zur Witwe wird, sondern auch zur Hauptprofiteurin seines Testaments. Sie soll einen erheblichen Teil seines Vermögens erben. Ein klassisches Motiv, das bei den Kommissaren sofort alle Alarmglocken läuten lässt. Könnte sie aus Eifersucht gehandelt haben, nachdem sie möglicherweise von der Affäre ihres Mannes erfahren hat? Oder war es schlicht die Aussicht auf ein bequemes Leben ohne ihren Ehemann, die sie zum Mord trieb?
Doch auch Bärbel Greiner, eine junge Frau in ihren Zwanzigern, gerät schnell in das Visier der Ermittler. Als Geliebte des Verstorbenen hätte auch sie ein starkes Motiv. Insbesondere, wenn Armin ihr finanzielle Zuwendungen versprochen, diese aber letztlich nicht eingelöst hat. Hat Bärbel ihren Geliebten vergiftet, um auf anderem Wege an sein Geld zu gelangen? Immerhin war sie regelmäßig mit Armin zusammen – die Gelegenheit zur Vergiftung wäre also definitiv gegeben gewesen.
Eine Studentin bringt Licht ins Dunkel
Die junge Studentin Amelie Berger bringt schließlich eine überraschende Wendung in den Fall. Sie hatte gelegentlichen Kontakt zu Armin Wehrkorn, da sie ein Praktikum bei der Bootsbaufirma Kreitinger absolvierte – jenem Unternehmen, bei dem Wehrkorn als Buchhalter tätig war. Auf Nachfrage gibt sie an, dass ihr in letzter Zeit einige merkwürdige Vorgänge in der Buchhaltung aufgefallen seien. Sie habe zwar nichts Konkretes in der Hand, aber der Verdacht dränge sich auf, dass Wehrkorn möglicherweise nicht ganz sauber gearbeitet habe.
Dieser Hinweis führt Hansen und Stadler direkt zur Firma Kreitinger. Dort stoßen sie auf den Firmeninhaber Josef Kreitinger und dessen Sohn Daniel. Beide zeigen sich zunächst schockiert über den Tod ihres Mitarbeiters, wirken im weiteren Gespräch aber zunehmend nervös. Es stellt sich heraus, dass Wehrkorn über Jahre hinweg Firmengelder unterschlagen hat – Summen, die in die Tausende gehen. Plötzlich haben auch Josef und Daniel Kreitinger ein handfestes Motiv: Wollten sie den Buchhalter zum Schweigen bringen, bevor dieser auffliegt und die Firma in Verruf bringt?
Ein Fall mit vielen Facetten
Während sich das Netz der Verdächtigen immer weiter verdichtet, kommt ein weiteres Element ins Spiel, das den Fall zusätzlich verkompliziert: Eine Fahrerflucht. Ein anonymer Hinweis führt die Kommissare zu einem Unfall, der sich in der Nähe des Bootswerks ereignet hat – nur wenige Stunden vor Wehrkorns Tod. Die Spuren deuten darauf hin, dass Wehrkorn in den Vorfall verwickelt war, möglicherweise sogar den Täter kannte. Gibt es eine Verbindung zwischen dem Unfall und dem Giftmord?
Die Ermittlungen führen die beiden Kommissare auf eine emotionale und verworrene Spurensuche, bei der sich persönliche Interessen, familiäre Bindungen und wirtschaftliche Abhängigkeiten auf bedrohliche Weise vermischen. Jeder der Verdächtigen scheint etwas zu verbergen – und mit jedem neuen Detail wird der Fall undurchsichtiger.
Auch intern brodelt es
Neben den spannenden Ermittlungen entwickelt sich auch im Polizeipräsidium ein kleiner Konflikt. Dr. Mai, deren akribische Untersuchung den Fall überhaupt erst ins Rollen gebracht hat, gerät unter Druck. Polizeidirektor Achtziger wirft ihr vor, ihre Kompetenzen überschritten zu haben, da sie eigenmächtig die toxikologische Untersuchung veranlasste. Für Dr. Mai, die ihre Arbeit stets mit großer Sorgfalt und Engagement ausführt, ist dieser Vorwurf ein schwerer Schlag. Doch sie bleibt standhaft und argumentiert, dass ohne ihr Handeln ein Mord möglicherweise nie aufgeklärt worden wäre.
Ein Mosaik aus Wahrheit und Täuschung
Die Rosenheim-Cops stehen vor einem wahren Puzzle: War es ein Mord aus Leidenschaft, aus Habgier – oder ein Racheakt innerhalb der Firma? Warum wurde Wehrkorn wirklich vergiftet? Wer hatte am meisten zu verlieren – und wer am meisten zu gewinnen? Die Vielzahl an Spuren, Verdachtsmomenten und widersprüchlichen Aussagen stellt die Kommissare vor eine besondere Herausforderung. Es scheint, als verberge jeder etwas – sei es aus Angst, aus Scham oder um sich selbst zu schützen.
Im Laufe der Ermittlungen wird klar, dass es nicht nur um die Aufklärung eines Mordes geht, sondern auch um menschliche Schwächen, verpasste Chancen und das Bedürfnis, Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen. Die Wahrheit liegt irgendwo zwischen den Zeilen – und es braucht Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Geduld, um sie zu entschlüsseln.
Fazit: Ein Fall, der unter die Haut geht
Mit diesem Fall beweisen die Rosenheim-Cops einmal mehr, dass es in der Idylle Oberbayerns oft mehr Geheimnisse gibt, als auf den ersten Blick ersichtlich. Was als einfacher Fall eines Herzinfarkts begann, entpuppt sich als raffinierter Kriminalfall mit vielen Ebenen. Zwischen betrogenen Ehefrauen, enttäuschten Geliebten, betrügerischen Buchhaltern und wütenden Geschäftspartnern entsteht ein spannendes Netz aus Motiven, das die Zuschauer fesselt und die Kommissare an ihre Grenzen bringt.
Und wie immer gilt: In Rosenheim bleibt kein Verbrechen unentdeckt – auch wenn es dafür manchmal einen zweiten Blick braucht.