Dieter Fischer über den Tod, die Kirche und sein Engagement: „Im Sterben sind wir alle keine
Profis“
Er ist eines der bekanntesten Gesichter der beliebten ZDF-Serie Die Rosenheim-Cops: Dieter Fischer alias
Kommissar Anton Stadler. Seit Jahren begeistert er die Zuschauer durch seine einfühlsame, bodenständige und
gleichzeitig resolute Art, mit der er Mordfälle im idyllischen Bayern löst. Doch auch abseits der Kamera zeigt sich der
54-jährige Schauspieler von einer tiefgründigen, engagierten Seite – insbesondere, wenn es um die Themen Sterben, Hospizarbeit und Spiritualität geht.
In einem ausführlichen Interview spricht Dieter Fischer nicht nur über seine Rolle als Kommissar, sondern auch über sein Engagement für sterbenskranke Menschen, seine persönlichen Verluste und seine Haltung zur katholischen Kirche. Es ist ein Gespräch über das Leben, den Tod – und den Mut, beides anzunehmen.
Ein Gesicht für die Hospizbewegung
Dieter Fischer hat eine klare Mission: Er möchte dem Tod das Tabu nehmen und dem Thema Sterben eine öffentliche Stimme verleihen. Als Schirmherr des Hospizvereins Pfaffenwinkel setzt er sich aktiv dafür ein, dass schwerkranke Menschen ihren letzten Weg nicht in Einsamkeit, sondern in Würde und Geborgenheit gehen können.
„Einsam zu sterben ist etwas Furchtbares“, sagt er entschieden. „Ich möchte mit meinem Namen und meiner Bekanntheit ein Gesicht für diese so wichtige Bewegung sein. Hospizarbeit ist keine Randerscheinung – sie ist ein essenzieller Bestandteil einer menschlichen Gesellschaft.“ Neben seiner Präsenz in der Öffentlichkeit engagiert sich Fischer auch ganz konkret: Er wirbt für Spenden, besucht Einrichtungen, spricht mit Pflegepersonal, Angehörigen und Betroffenen.
Sein Einsatz zeigt bereits Wirkung: Durch zahlreiche Spenden konnte der Hospizverein den Ausbau des Klosters Polling initiieren, um zusätzliche Hospizplätze zu schaffen. „Es geht nicht um Religion oder Herkunft“, erklärt Fischer. „Wer kommt, der kommt. Im Hospiz zählt nur der Mensch, nicht seine Konfession, nicht seine Geschichte. Es geht auch nicht um ein künstliches Verlängern des Lebens, sondern um einen würdevollen, friedlichen Abschied.“
Persönliche Verluste und der Umgang mit dem Tod
Sein Engagement für die Hospizarbeit kommt nicht von ungefähr. Dieter Fischer hat selbst erlebt, wie schmerzhaft es sein kann, einem geliebten Menschen beim Sterben beizustehen. Seine Eltern starben im Alter von 61 und 71 Jahren – ein Verlust, der ihn bis heute prägt.
„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an sie denke“, sagt er. „Manchmal tauchen sie in einem Duft auf, in einem Lied oder einem Lächeln. Sie sind einfach da.“ Doch der Abschied damals war schwierig. Fischer erinnert sich an eine Zeit der Überforderung: „Ich fühlte mich hilflos, als ich sah, wie sie litten. Wenn ich damals schon mehr über Hospize gewusst hätte, hätte ich ihnen diesen würdevollen Weg ermöglicht. Wir waren in der Familie einfach nicht darauf vorbereitet.“
Er ist überzeugt: Der Tod wird in unserer Gesellschaft zu sehr verdrängt. „Wir leben, als gäbe es ihn nicht – und sind dann völlig überfordert, wenn er plötzlich vor der Tür steht. Dabei gehört er zum Leben. Wir sollten ihn nicht als Versagen sehen, sondern als natürlichen Abschluss.“
Religion als Kraftquelle
Trotz aller kritischen Stimmen zur Institution Kirche steht Dieter Fischer offen zu seinem Glauben. „Ich bin gerne katholisch“, sagt er ohne Umschweife. „Trotz aller Skandale habe ich meine geistige Heimat nie verlassen. Ich brauche Spiritualität in meinem Leben, und ich spüre sie, wenn ich in eine Kirche gehe, mich still hinsetze und einfach nur da bin.“
Für ihn ist Glaube nichts Verstaubtes, sondern etwas sehr Lebendiges. Er beschreibt Momente der Stille, der Reflexion, des Friedens, die ihm helfen, mit den Herausforderungen des Alltags besser umzugehen – sei es im Beruf, im privaten Leben oder in seinem Engagement für schwerkranke Menschen.
Über den eigenen Tod
Wie denkt ein Mann wie Dieter Fischer über das eigene Ende? Überraschend offen und mit typisch bayerischer Gelassenheit antwortet er: „Ich würde auch in ein Hospiz gehen. Aber meine Tage sind noch nicht gezählt. Ich fühle mich pumperlgsund, wie man bei uns sagt – also rundum gesund.“ Dabei lacht er herzlich, macht aber zugleich klar: Für ihn ist das kein Tabuthema.
Er möchte, dass auch andere diesen offenen Umgang mit dem Tod lernen. „Im Sterben sind wir alle keine Profis“, sagt er. „Aber wir können einander helfen, es menschlich und würdevoll zu gestalten – für uns selbst, für unsere Angehörigen, für unsere Gesellschaft.“
Zwischen Fernsehkommissar und Menschenfreund
Die Verbindung von beruflichem Erfolg und gesellschaftlichem Engagement macht Dieter Fischer zu einer besonderen Persönlichkeit im deutschen Fernsehen. Während er auf dem Bildschirm knifflige Kriminalfälle löst, kämpft er im echten Leben für mehr Menschlichkeit im Umgang mit dem Tod. Beides erfordert Mut, Einfühlungsvermögen – und Herz.
„Ich möchte etwas zurückgeben“, sagt er abschließend. „Ich habe das Glück, eine Plattform zu haben, und ich will sie sinnvoll nutzen. Wenn ich nur einen Menschen erreiche, der dadurch den Weg ins Hospiz findet oder einem Angehörigen helfen kann, dann war es das wert.“
Für viele Zuschauer ist Dieter Fischer mehr als nur ein Fernsehgesicht. Er ist ein Vorbild – nicht weil er perfekt ist, sondern weil er Haltung zeigt. In einer Welt, in der Oberflächlichkeit oft mehr zählt als Tiefe, ist das ein echtes Geschenk.